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25.06.2021 06:21 Uhr
Der neue Betreiber startet mit komplett neuen Räumen für die Gastronomie. Auch Einheimische können sie nutzen.
Ein Kreuzfahrtschiff auf dem Erzgebirgskamm? Andreas Sämann drängt sich der Vergleich auf. Gerade reicht der Blick vom Speisesaal des Lugsteinhofs kaum bis zu den Fichten im Rondell vor dem Haus – dazwischen hängt der legendäre Nebel von Zinnwald-Georgenfeld.
„Die Gäste hier oben“, sagt Sämann, „die haben eine Station zwischen Dresden und Prag gebucht, mit einem Golfplatz um die Ecke und dreimal täglich Buffet.“ Der Lugsteinhof liefert Busausflüge und sonstige Tagesprogramme dazu – das ist in groben Strichen seine Zukunftsvision für das Haus. „Er macht gerade einen Busführerschein“, sagt er und zeigt einem Mitarbeiter hinterher, der gerade die Fahrzeugschlüssel ins Büro bringen soll.
Entdecken, feiern, übernachten und sich dabei fühlen wie im Mittelalter: das ist hier kein Problem!
Seit einer Woche empfängt das Hotel in 900 Meter Höhe wieder Touristen. „Wir haben jetzt eine Auslastung von 40 Prozent“, sagt Sämann. Zufrieden ist er damit nicht. „Letztes Jahr nach dem ersten Lockdown war das anders. Da öffnete ganz Deutschland wieder mit einem Schlag.“ Doch diesmal gäbe es in jedem Bundesland eine andere Öffnungsregelung. „Die Leute wissen nicht, ob wir schon auf haben, und buchen allgemein sehr kurzfristig“, sagt er. Deshalb kann er auch keine Prognose abgeben, wie sich die Auslastung im Sommer gestalten wird.
In seinem Haus treffen langjährige Stammgäste ein und solche, die den Lugsteinhof nur von einer Buchungsplattform im Internet kennen: „Denen müssen wir hier das Gefühl geben, die richtige Entscheidung getroffen zu haben“, sagt Sämann. Deshalb ließ er ab Dezember den Gastronomiebereich im ersten Stock komplett umgestalten, insgesamt circa 800 Quadratmeter. „Dafür brauchte es den Lockdown“, sagt er. Sonst hätten die Handwerker nicht so freie Hand gehabt beim Wände einreißen und Böden aufarbeiten.
Jetzt präsentiert sich der Saal hell und übersichtlich, mit einer großen Buffetstrecke, aufgearbeitetem Parkett und aufgearbeiteten Stühlen: „Bei der Inneneinrichtung machen wir alles mit Erides“, sagt Sämann. Erides ist ein Großanbieter für Hoteleinrichtungen. Doch Sämann geht es nicht in allen Fällen darum, alles neu zu gestalten: „Die alten Sessel haben wir aufarbeiten und neu beziehen lassen. Das ist nachhaltiger. Und die Identität des Hauses bleibt auch erhalten.“
Mit dem Resultat, dass die neu eingerichtete Bar so wirkt, als wäre sie schon immer genau an diesem Ort und genau so eingerichtet gewesen. „Früher lag sie hinter dem Speisesaal, da mussten die Barbesucher quer durchs ganze Haus“, sagt Sämann. Jetzt müssen sie nur bis zum ersten Treppenabsatz.
Die Barhocker – Spezialanfertigungen aus der Erbauungszeit des Hotels -, die Holzpaneele und die geschnitzten Figuren sind mitgekommen: „Es war allerdings nicht damit getan, das hier alles einfach wieder reinzustellen. Wir mussten so ungefähr alles neu anpassen.“
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Doch es hat sich gelohnt, in dem riesigen Lugsteinhof ist mit der Bar ein kleiner Raum entstanden, der kein bisschen anonym oder künstlich wirkt. In einem separaten Restaurant-Raum, den Sämann auch geschlossenen Gesellschaften wie Familien- oder Vereinsfeiern anbieten möchte, sind die geschnitzten Bilder aus der Schnitzerstube untergekommen. Zusammen mit dunklen Holzpaneelen, Ziegelwänden und Deckenlampen aus Kupferrohren ergeben sie einen zeitgemäßen Industriechic.

Die Essenversorgung vom Buffet spielt nun die zentrale Rolle im Haus, Speisekarten wird es nicht mehr geben. Dafür sollen Thementage Abwechslung in den Speiseplan bringen: „Da wird es den italienischen Abend und den tschechischen Abend geben“, Grillabende sind auch geplant. Für 16 Euro können auch Menschen aus der Umgebung das Angebot nutzen.
Bei den Hotelgästen probiert Sämann gerade aus, wie „all inclusive“ funktionieren könnte: „Da bieten wir Getränke und Essen komplett für einen Festpreis an.“
Der nächste Meilenstein ist der Ausbau von zehn neuen Zimmern. Barrierefreie sollen auch dabei sein: „Für Familien mit behinderten Kindern haben wir hier gute Möglichkeiten“, sagt Sämann und weist auf den großen Kaninchenauslauf im Eingangsbereich: „Die Tiere können auch mal auf den Arm, Ziegen und Schafe können bei uns gefüttert und gestreichelt werden.“
Durch die lange Coronapause blieben viele Ideen erst einmal nur Ideen. Aber jetzt könnten sie anfangen, zu wachsen.
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