correctiv.org
In einem Radiointerview soll Annalena Baerbock das Vorantreiben des Glasfaserausbaus mit dem Laden von Elektroautos begründet haben. Diese Behauptung, mit der die Grünen-Kanzlerkandidatin in Sozialen Netzwerken verspottet wird, stimmt nicht. Baerbock forderte sowohl mehr Glasfaser als auch mehr Ladesäulen auf dem Land – dass das eine mit dem anderen etwas zu tun hätte, sagte sie nicht.
von Matthias Bau
In Sozialen Netzwerken (zum Beispiel hier und hier auf Facebook sowie auf Telegram und Twitter) wird behauptet, Annalena Baerbock, Kanzlerkandidatin von Bündnis 90/Die Grünen, habe im Interview mit dem Radiosender 1Live gesagt, man brauche auf dem Land mehr Glasfaserkabel, um E-Autos aufzuladen. Die Beiträge machen sich wegen dieses vermeintlichen Fehlers über Baerbock lustig, denn Glasfaserkabel übertragen Daten mittels Licht und sind deshalb für Internetzugang relevant, nicht für Strom. 
Einer der Beiträge auf Facebook wurde  bisher mehr als 1.500 Mal geteilt, in mehr als 50 Beiträgen wird die angebliche Äußerung der Kanzlerkandidatin allein auf Facebook verbreitet. 
Das Zitat ist jedoch frei erfunden. In dem Interview hat sich Baerbock so nicht geäußert. Sie sprach über Glasfaserausbau und Ladesäulen als separate Themen, bei denen sie Bedarf in ländlichen Regionen sehe.

Am 3. September war Annalena Baerbock, Kanzlerkandidatin der Grünen, in einem Interview beim Radiosender 1Live aus Nordrhein-Westfalen zu hören. Im Interview wurde sie zu verschiedenen Themen befragt, unter anderem zum Glasfaserausbau und der Elektromobilität auf dem Land. Baerbock stellte jedoch, anders als in den Sozialen Netzwerken behauptet, zwischen beiden Themen keine Verbindung her. 
Ab Minute 11:13 geht es in dem Interview um das Thema E-Mobilität. Ein Hörer aus Bielefeld fragt: „Wie stellen Sie sich das vor, dass wir als Otto-Normalverbraucher uns alle ein E-Auto leisten können?“ Baerbock antwortet, dass es eine bessere Förderung für Menschen mit geringem Einkommen geben müsse. Das Thema Glasfaserausbau kommt in diesem Zusammenhang nicht auf. 
Im Anschluss fragt einer der Moderatoren: „Ich frag mich, bei mir aufm Land liegt noch nicht mal das Glasfaserkabel, wo kommt die Zapfsäule für mein E-Auto her und wo kommt überhaupt der ganze Ökostrom her?“ Darauf antwortet Baerbock: „Drei Punkte, ich nehme vielleicht mal den ersten mit der Glasfaser, weil das ist das, was mich tierisch selber frustet. Wir haben ein Jahr 2021, wo Nachbarländer im Baltikum zu 90 Prozent Abdeckung haben und bei uns ist es so, dass unter zehn Prozent der Menschen überhaupt mit schnellem Internet angeschlossen sind. Das ist ein totales politisches Versagen. Das kann man nicht anders ausdrücken. Das heißt, wir brauchen einen massiven Glasfaserausbau (…).“ 
Direkt im Anschluss sagt Baerbock zum Thema E-Autos ab Minute 13:35: „Nehmen wir erstmal die Ladesäulen. Was bringt mir ein E-Auto auf dem Land, wenn ich es nicht laden kann? Also zum einen gibt es die Förderung, dass man sich das selber in sein Haus mit Wallboxen einbauen kann (…) Dafür braucht es ein klares Konzept, einen Ausbau, in Baden-Württemberg hat Winfried Kretschmann das gemacht (…).“ 
Baerbock stellt im Interview also keinen Zusammenhang zwischen dem Laden von E-Autos und dem Glasfaserausbau her. Auch sonst konnten wir keine Belege finden, dass sie sich in einem anderen Kontext so geäußert hätte
In den vergangenen Monaten kursierten immer wieder Fake-Zitate der Grünen-Kanzlerkandidaten, wozu wir mehrere Faktenchecks veröffentlicht haben. 
Redigatur: Uschi Jonas, Alice Echtermann
Will Annalena Baerbock die Witwenrente abschaffen, um mit dem Geld Geflüchtete besser integrieren zu können? Nein. Das Zitat, das in Sozialen Netzwerken verbreitet wird, ist erfunden.
Ein Screenshot verbreitet sich auf Facebook und unterstellt Annalena Baerbock, sie habe ein Hundeverbot gefordert. Das stimmt aber nicht.
Auf Facebook verbreitet sich ein Bild mit dem Logo der Neuen Zürcher Zeitung, darunter stehen kritische Äußerungen über Annalena Baerbock. Allerdings stammt der Text nicht von…
Zentrale Essen
Huyssenallee 11
45128 Essen
Tel: +49 (0) 201 – 365 588 77
Redaktion Berlin
Singerstraße 109
10179 Berlin
Tel: +49 (0) 30 – 555 780 20
(Mo/Mi/Fr: 10-14 Uhr, Di/Do: 13-17 Uhr)
Fax: +49 (0) 30 – 555 780 2 20
Buchladen Essen
Akazienallee 10
45127 Essen
Online-Shop
Kontakt
Allgemeine Anfragen: info[at]correctiv.org
Presseanfragen: presse[at]correctiv.org
Redaktion: hinweise[at]correctiv.org
Faktencheck: faktencheck[at]correctiv.org
Spenden: unterstuetzen[at]correctiv.org
Bewerbungen: siehe Stellenangebote
Anonymer Briefkasten
Wie Sie uns auf sichere Weise Hinweise und Dokumente zukommen lassen können, erfahren Sie hier.
Redaktion
Ihre Ansprechpartner finden Sie hier.
Spendenkonto
Kontoinhaber: CORRECTIV – Recherchen für die Gesellschaft gGmbH
IBAN DE57 3702 0500 0001 3702 01
Bank für Sozialwirtschaft
Presse
Impressum
Datenschutz
Falschmeldungen im Netz spalten unsere Gesellschaft. Sie schüren Hass und können Demokratien zerreiben. Als gemeinnützige Redaktion setzt sich CORRECTIV für faktenbasierte Debatten ein. Demokratie ist nicht selbstverständlich und braucht unabhängigen Journalismus.

source