Neue Attraktion in Hamburg: Der River-Bus, Schiff und Bus in einem. Der sogenannte "HafenCity RiverBus" soll ab April Stadt- und Hafenrundfahrten für Touristen in Hamburg kombinieren.
Quelle: Die Welt
Hamburg ist vom kommenden Monat an um eine Attraktion reicher: Ab April soll der erste Amphibienbus seine Runden durch die Hafencity ziehen. Für die Unternehmer Fred Franken und Jan-Peter Mahlstedt das Ende einer vierjährigen Planungsphase – und der Beginn zur Refinanzierung der knapp eine Million Euro Investitionskosten.
Das Fahrzeug soll künftig Touren durch den neuesten Hamburger Stadtteil anbieten – zu Wasser und zu Land. Ein bisher einzigartiges Projekt in Deutschland. Bis zu 36 Passagiere passen in den Bus, drei Crew-Mitglieder sind ebenfalls mit an Bord. „Bis vor ein paar Wochen wussten wir noch nicht einmal, ob wir unser Projekt realisieren könnten“, sagte Franken am Donnerstag bei der Präsentation des „Hafencity Riverbusses“.
Doch schließlich haben mehr als 60 Testfahrten funktioniert, außerdem konnten die Unternehmer alle Vorgaben der Hafenbehörde (HPA) erfüllen – beispielsweise mussten besondere Gutachten für das in Budapest gebaute Fahrzeug vorgelegt werden. „Wir haben natürlich Verständnis dafür, dass die HPA genau hingeschaut hat, ob bei uns alles mit rechten Dingen zugeht“, sagte Mahlstedt. Auch vom TÜV Rheinland und der Germanischen Lloyd wurde der Bus abgenommen.
Das Amphibienfahrzeug wird ab April auf jeweils 80-minütigen Touren durch die Hafencity und die Speicherstadt zu sehen sein. Seine Route führt ihn an Land dabei von der Haltestelle auf der Brooktorkaibrücke entlang des Baakenhafens bis Entenwerder. Über eine Rampe geht es dann in die Elbe. Von dort aus schippert der Bus elbabwärts zurück unter den Elbbrücken hindurch bis zum Brooktorhafen in der Speicherstadt.
Dort wendet das Fahrzeug und fährt die Strecke über Entenwerder zurück zum Ausgangspunkt auf dem Landweg. „Vorerst beschränken wir uns auf dieses Gebiet“, sagte Mahlstedt. Der 53-Jährige betonte zugleich, dass sein Unternehmen durchaus weitere Touren anpeile: „Erst einmal müssen wir aber auch der HPA beweisen, dass sich unser Fahrzeug bewährt.“ Genauso geht es den beiden Unternehmern natürlich auch darum, mit dem Amphibienbus Gewinne zu erwirtschaften – öffentliche Gelder gab es keine.
Die Betreiber wollen ihren Bus ganzjährig fahren lassen, fünf bis sechs Fahrten täglich. Pro Passagier werden etwa 30 Euro fällig. Mahlstedt, gelernter Kapitän, machte für das Projekt eigens einen Busführerschein. Er und ein bis zwei weitere Kapitäne werden den Amphibienbus künftig steuern. „Es steckt mehr Schiff als Bus in dem Fahrzeug“, sagte der gelernte Schifffahrtskaufmann.
Das Fahrzeug verfügt über insgesamt drei Motoren: Außer dem normalen Motor für den Landantrieb gibt es je zwei weitere Systeme mit Motor und Jet-Antrieb. „Beide werden unabhängig voneinander betrieben – wenn eins ausfällt, kann das andere den Bus sicher an Land bringen“, sagte Mahlstedt.
Eine Wellengang- oder Windstärken-Begrenzung für das Amphibien-Fahrzeug gebe es nicht. „Alles was Gewicht hat an unserem Fahrzeug sitzt im unteren Fahrzeug-Drittel. Daher haben wir ein extrem steifes Fahrzeug im Wasser“, betonte der Kapitän. Kommt es doch einmal zu einem Notfall an Bord, verfügt das Fahrzeug über Notfallklappen und genug Schwimmwesten.
Die Idee für den „Hafencity Riverbus“ entstand bereits vor langer Zeit: Fred Franken war vor mehr als 15 Jahren in Singapur auf das Konzept aufmerksam geworden. Seinen Geschäftspartner überzeugte Franken mit einem Video-Clip eines vergleichbaren Projekts im Ausland.
Doch warum haben sich die beiden ausgerechnet Hamburg als Geschäftsgebiet ausgesucht? „Keine andere Stadt bietet diese Nähe zwischen Wasser und Land – das versuchen wir mit unserem Fahrzeug zu nutzen“, sagte Mahlstedt. Hamburgern, die von dem neuen Gefährt weniger halten, entgegnet er: „Die Flussdampfer auf der Elbe finde ich auch nicht wirklich passend. Hamburg muss auch aufpassen, dass es durch seine Bestandswahrung nicht den Anschluss verpasst – wenn man schon gegen Olympia ist, muss man auch mal gnädig sein und ab und zu auch mal etwas Neues zulassen.“
Ein genaues Startdatum für die Tour gibt es noch nicht. Erst einmal muss die Busrampe in Entenwerder, die das Fahrzeug für die Wasserung benutzt, für den tidenunabhängigen Betrieb verlängert werden. Das soll noch etwa zwei Wochen dauern.

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